Atlantis startete von Cape Canaveral (
KSC) und
landete auch wieder auf Cape Canaveral (
KSC), Runway
15.
Nach den ursprünglichen Plänen sollte die Atlantis
bereits am 31. Juli 1996 ins All starten. Während der Inspektion der bei
STS-78 verwendeten Feststoffbooster
stellten die Techniker jedoch fest, dass an einzelnen Stellen zwischen den
Segmenten heiße Gase bis an den dritten Dichtungsring vorgedrungen waren.
Untersuchungen ergaben, dass das Problem auf eine neue Komponente im Klebstoff
für die Dichtungsringe zu suchen war. Noch vor einer Entscheidung
über das weitere Verfahren war das Space Shuttle zur Startrampe gefahren
worden. Wegen des herannahenden Hurrikans Bertha musste die Atlantis aus
Sicherheitsgründen ohnehin ins
VAB zurückgebracht werden und so entschieden die
NASA-Manager eine Verschiebung des Starts. Die
Feststoffraketen der Atlantis wurden abmontiert und durch die für
STS-81 vorgesehenen Booster, die noch
mit dem alten Klebstoff verarbeitet worden waren, ersetzt. Als neuer
Starttermin wurde nun der 12. September 1996 angegeben. Auch dieser Termin
konnte aber nicht gehalten werden, weil sich bei der Montage
Dichtigkeitsprobleme ergaben. Dies erforderte zusätzliche Arbeiten, sodass
die Atlantis erst am 20. August 1996 wieder zur Startrampe gerollt werden
konnte. Anfang September 1996 nahte der Hurrikan Fran dem Bundesstaat Florida
und die
NASA sah sich gezwungen, den Orbiter erneut ins
VAB zurückzubringen. Allerdings konnte er bereits
am folgenden Tag wieder zum Startkomplex zurückgerollt werden. Durch diese
Verzögerung wurde der Starttermin auf den 16. September 1996 neu
festgesetzt.
Zu den wesentlichen Aufgaben von
STS-79 gehörte die
vierte Ankopplung eines
Space Shuttle an die russische Raumstation
Mir. Dabei sollte die mit
STS-76 gestartete amerikanische
Forschungskosmonautin Shannon
Lucid abgeholt und zur Erde zurückgebracht werden,
während gleichzeitig John
Blaha
ihren Platz einnehmen sollte. Für die wissenschaftlichen Experimente
führte die Atlantis in ihrer Nutzlastbucht ein "Spacehab-Double Module"
(
SH-DM)
mit.
Nach dem Erreichen der Erdumlaufbahn öffnete die Besatzung die
Frachtraumtüren, aktivierte das Spacehab und begann mit der Verfolgung der
Mir. Dazu waren mehrere Bahnänderungsmanöver
erforderlich. Am 18. September 1996 stand dann die Kopplung mit der russischen
Orbitalstation auf dem Flugplan. Weitere Triebwerkszündungen brachten die
Atlantis bis in ihre unmittelbare Nähe. In 330 Metern Entfernung
übernahm Kommandant William
Readdy die manuelle Steuerung. Von dort tastete er sich
langsam an die Station heran und hielt die Atlantis erst in einer Entfernung
von 9 Metern an, ehe er das "Go" für die Ankopplung erhielt. Das Anlegen
klappte problemlos. Nach den üblichen Dichtigkeitsprüfungen konnten
dann endlich die Luken geöffnet werden. Besonders freute sich Shannon
Lucid über ihren Ablösemann John
Blaha.
Sie hatte rund eineinhalb Monate länger als geplant auf der
Mir bleiben müssen. Bereits kurz nach der
Begrüßungszeremonie baute John
Blaha
seinen Schalensitz für den Fall einer überhasteten Rückkehr in
das russische Raumschiff
Sojus TM-24
ein. Damit wurde er offiziell als
Forschungskosmonaut Mitglied der
22. Mir-Stammbesatzung.
Umgekehrt verbrachte Shannon
Lucid den speziell für sie angepassten Schalensitz in
das Mitteldeck der Atlantis und war nun Teil der
STS-79-Besatzung. Seine persönlichen
Gegenstände transportierte John
Blaha
in das Modul
Spektr,
in dem er auch seinen Schlafplatz hatte.
Nach diesen Formalien begann
der Transfer der 2,1 Tonnen Versorgungs- und Ausrüstungsgegenstände
zwischen Space Shuttle und Raumstation. Insbesondere der Transport von Wasser
nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Zu den angelieferten Gegenständen
gehörte auch die "Biotechnology Engineering Development Unit", die von
Carl
Walz und Jerome
Apt aus
dem Spacehab in das Modul
Priroda
gebracht und dort einsatzfähig installiert wurde. Ebenso wurde der
"Commercial Generic Bioprocessing Apparatus" in das Modul transferiert.
Außerdem erhielt die
Mir-Station u.a. eine
IMAX-Kamera, mit der man zukünftige
Mir-Shuttle-Dockingmanöver filmen kann. Den
Transfer in das Modul
Spektr
hatten Carl
Walz und Alexander
Kaleri übernommen. Die
MIDAS-Materialforschungsanlage wurde von John
Blaha
und Waleri
Korsun in das Modul Priroda gebracht und dort installiert. Im
Gegenzug brachten die Astronauten und Kosmonauten an Bord der
Mir nicht mehr benötigte
Ausrüstungsgegenstände und Ergebnisse wissenschaftlicher Experimente
an Bord der Atlantis und verstauten sie sicher im Spacehab.
Einige
Experimente im Spacehab komplettierten das Arbeitsprogramm der Besatzung. So
wurde untersucht, wie Risse und Sprünge in gegossenen oder gesinterten
Metallen entstehen (
"Extreme Temperature Translation Furnace").
Außerdem wurden Proteinkristalle hergestellt, die als Medikamente gegen
asthmatische und allergene Erkrankungen eingesetzt werden sollen
(
"Commercial Protein Crystal Growth"). Weitere Untersuchungen galten der
mechanischen Festigkeit und Steifigkeit von Granulaten (
"Mechanics of
Granular Materials"), der Störung von Funkübertragungen durch
Interferenzen (
"Mir Electric Field Characterization") und der
Ermittlung der Strahlenbelastung sowie deren Auswirkungen auf Colibakterien und
Plasmid-DNA (
"Real-time Radiation Monitoring Device").
Nach einer
kurzen Abschiedsfeier wurden die Luken zwischen dem Space Shuttle und der
Raumstation wieder geschlossen. Am folgenden Tag, dem 24. September 1996,
leiteten William
Readdy und Terence
Wilcutt die Abkopplung ein. In gebührender Entfernung
umrundeten sie die
Mir einmal und erhöhten danach den Abstand zur
Station immer weiter. Während der verbleibenden zwei Flugtage
kümmerten sich die Astronauten um das Experiment
"Vernier Reaction
Control System Boost Test", das eine genauere Steuerung der
Lagekontrolldüsen des Space Shuttle und damit der Treibstoffersparnis
dienen soll. Ebenso diente dieser Test der Vorbereitung von
STS-82, mit dem das "Hubble Space
Telescope" erneut gewartet werden soll.
Mit der Rückkehr zur Erde
ging für Shannon
Lucid ein Raumflug von über 188 Tagen Dauer zu Ende. Mit
ihren früheren Shuttle-Flügen kam sie nun auf mehr als 223 Tagen
Weltraumerfahrung. Shannon
Lucid hatte damit einen neuen Dauerflugrekord für
nicht-russische Raumfahrer aufgestellt.